Windhoek
– Victoria Falls und zurück
TEIL 1 – von Windhoek zum Waterberg Plateau
Nationalpark
Mehr als drei Wochen waren wir auf dieser Reise
unterwegs, die meine Freunde und mich von Windhoek aus über mehrere Stationen
bis zu den Victoriafällen des Sambesi und wieder zurück geführt hatte. Damit
ist auch erklärt, warum ich die Geschichte dieser Tour, in mehreren Etappen
erzähle. Ich will den Leser auch nicht damit langweilen, dass ich hier
ausschweifend über Planung und Vorbereitung berichte, oder wer denn nun von
woher, womit und wie lange angereist ist.
Jedenfalls trafen wir uns am Morgen des 13.
November 2019 auf dem Internationalen Flughafen, etwa 45km östlich von
Windhoek. Ach ja, da gibt es doch noch etwas, das man vielleicht noch kurz
erwähnen sollte – auch wenn es die meisten eh' schon lange wissen: Finger weg
von Air Namibia! Später ergibt sich gewiss noch mal die Gelegenheit, zu
erzählen wieso und warum man das beherzigen sollte.
Namibia hat herrliche, bisweilen sogar
unwirklich schöne Landschaften zu bieten und eine außergewöhnlich vielfältige
Tierwelt. Aber Windhoek? Der
frühere, unaufdringliche, koloniale Charme, haben arg gelitten.
Geschmackvolle Stilsicherheit und architektonisches Können mussten
aufgeblasenem Geltungsdrang und unbändiger Großmannssucht weichen.
Gottlob, es gibt immer noch Pubs, Kneipen,
Restaurants und Biergärten, die eine anziehende Wirkung entfalten. Und so
halten wir uns lieber fern vom grobschlächtigen Prunk des "State House",
der "Kaffeemaschine" und den diversen Orten "der
Heldenverehrung", im unverwechselbaren "Pjöngjang-Stil".
Angesichts dieser Auswahl gibt es für uns heute eh’ nur eine Lösung: Ab in den
Biergarten!
<<< Soll
man sich solche Scheußlich-
keiten in Windhoek wirklich antun?
Man muss
ja nicht
– jedenfalls, noch nicht...
Lieber genießen wir ein echtes, kühles Bier in"Joe's Beerhouse".
Und nebenbei bemerkt:
Selbst ein warmes Bier wäre noch allemal echter,
als Heldengeschichten und Lebensläufe, die von
den "Hofdichtern" der Regierung verfasst
werden.
Martina, ganz rechts – Heike in der Mitte
und meine Wenigkeit - links im Bild >>>
– Ekki
und Günter, oben
– ganz links, ich selbst
– unten sitzend: Anett, Heike...
– ...und
Martina (stehend). >>>
Unsere Route vom Flughafen Windhoek zum Waterberg-Plateau
Seit der Zeit, als im ausgehenden achtzehnten
Jahrhundert verschiedene Herero-Stämme unter ihrem Oberhäuptling Mutjise, von
Betchuanaland kommend zuwanderten, wurde Okahandja zum kultischen Ort der
OvaHerero. Tjamuaha, der Nachfolger Mutjises und Hüter des Ahnenfeuers, wählte
Okahandja zu seinem Stammsitz und später wurden hier auch die beiden
bedeutsamsten Häuptlinge, Maherero kaTjamuaha (1820) und Samuel Maherero
(1856) geboren.
Von 1850 bis 1880 war Okahandja dreißig Jahre lang Schauplatz blutiger
Fehden, Kriege und Massaker, zwischen Hereros, Orlam-Afrikanern und anderen
Nama-Stämmen.
<<< Quadriga
zwischen Windhoek und Okahandja
1827 war Heinrich Schmelen der erste Europäer,
der den Siedlungsplatz Okahandja erreichte, aber erst viel später wurden von
der Rheinischen Mission die Augustineum Schule (1866) und die
Missionskirche (1876) errichtet. Dabei geschah dies geschah noch während
der Zeit anhaltender Feindseligkeiten. Jedenfalls ist Okahandja der Ort des
traditionellen Herero-Tages, der alljährlich am letzten August-Wochenende
stattfindet und es beherbergt auch den legendären Herero-Friedhof.
<<< Der Schnitzermarkt in Okahandja
Schluss mit der Historie, denn wir schreiben
schließlich kein Geschichtsbuch und die wirklich guten Nachrichten gibt es aus
der Gegenwart zu berichten: Im Jahr 2016 sollte außerhalb Okahandjas ein
Solarkraftwerk in Betrieb genommen werden. Na ja und vielleicht klappt das dann
tatsächlich auch irgendwann mal mit der Inbetriebnahme?
Den Okahandja
Schnitzermarkt tun wir uns heute jedenfalls nicht an. Ich weiß wirklich nicht, wie der es
in alle deutschsprachigen Reiseführer geschafft hat und dort als Kulturereignis
ersten Ranges gepriesen wird. Aber, einer schreibt eben vom anderen ab und so
entstehen Mythen. Wer allerdings, aufdringliche Verkäufer mag, der (und nur der das wirklich mag) sollte sich das
nicht entgehen lassen.
Gottseidank gibt es in
Okahandja auch noch andere Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise die Bäckerei
Dekker, den alten Bahnhof und den historischen Herero-Friedhof. Beim betrachten
der Grabmonumente beschleicht mich an diesem Ort allerdings immer wieder das
Gefühl, dass hier mehr General-Feldmarschälle einer imaginären Herero-Armee
bestattet sein müssten, als jemals in beiden Weltkriegen, an allen Fronten und
in allen beteiligten Streitkräften zusammen gedient haben!
Das
Grabmahl für Tjamuaha, Maherero KaTjamuaha
und Samuel Maherero. >>>
Fast hätte ich es noch vergessen, aber wo wir
gerade beim Thema „Streitkräfte“ sind: Das "Museum der namibischen
Volksbefreiungsarmee". Alleine der Eingang mit Vorplatz ist eine „Augenweide“
– sofern man nicht übertrieben „kultur-sensibel“ ist. Jedoch weiter als
bis zu diesem Gittertor kommt man eh' nicht, weil dieses "Museum"
von SWAPO-Soldaten streng bewacht wird und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich
ist. Ein wahrer Leckerbissen für die Freunde zeitgenössischer, nordkoreanischer
Architektur und Heldenverehrung ist es allemal. Man muss das einfach auf
Zelluloid bannen. Aber sehen Sie selbst! (...so sparen Sie sich wenigstens
den weiten Weg nach Pjöngjang...). Nun aber ab in die Reitklub-Gaststätte,
an der Voortrekkerstraße, stadtauswärts in Richtung Norden. Kurze Rast und
Imbiss im Gastgarten und dann geht auch schon wieder weiter.
Die
Rheinische Missionskirche in einer historischen Aufnahme Nordkoreanische "Kunst" in Afrika
Ab Okahandja in Richtung Otjiwarongo, beginnen
sich Rinder- und Schaffarmen mit Wild- und Jagdfarmen abzuwechseln. In den
letzten Jahren haben private Farmer viel hart erarbeitetes Geld investiert, um
das Wagnis einzugehen, von der traditionellen Nutztierhaltung auf Wild
umzusteigen. Einfache Farmzäune, müssen durch die hohen Wildzäune ersetzt
werden und auch der jährliche Fleischzuwachs ist um einiges geringer als bei
Rindern, Schafen oder Ziegen. Andererseits ist die Bewirtschaftung mit Jagdwild
der Landschaft und Ihren natürlichen Wasserressourcen sehr viel besser
angepasst und bringt das Wild wieder in Regionen zurück, in denen es seit mehr
als hundert Jahren keinen Platz mehr hatte.
<<<
Amtstafel der deutschen Zollstation Swakopmund
im Gastgarten des Reitklubs in Okahandja.
Nach einer knappen
Dreiviertelstunde Fahrzeit ragen die Kegel der Omatako-Berge (2.286mNN)
aus der Ebene, die mich immer wieder an die "Drei Gleichen" in
Thüringen erinnern. Vor allem dann, wenn man von Norden her darauf schaut und
die, aus dieser Perspektive weiter links gelegene, Klein-Omatako-Bergspitze (1.783mNN)
mit ins Bild kommt. Nur, es fehlen die Ritterburgen auf den Gipfeln.
Dafür aber, erreicht die höchste der Spitzen knapp 2.300 Höhenmeter. Na gut,
zugegebenermaßen ist die Straße auch schon über 1.400 Meter höher als der
Meeresspiegel.
Nach weiteren zwanzig Minuten Fahrzeit, passieren wir die
Zufahrt zum privaten Okonjima Naturreservat und fahren nochmals zehn Minuten
bis wir dorthin kommen, wo wir in Richtung Osten abbiegen.
<<< Die Omatako-Berge auf einem Ölgemälde
von Helmut Lewin aus dem Jahr 1947.
Vor über hundertfünfzig Millionen Jahren, wurde
der Waterberg von Kräften aus dem Erdinnern um einige hundert Meter angehoben
und bildete fortan zusammen mit dem etwa 70 Kilometer westlich gelegenen Mount
Etjo eine riesige Hochfläche. Weichere Gesteinsschichten wurden in der Folge
durch Verwitterung abgetragen, wohingegen der Etjo, der Kleine Waterberg und
das Waterberg-Plateau, die von oben her durch härteres Material vor Erosion
geschützt sind, als Rudimente stehen blieben. Weiter unten liegende,
wasserundurchlässige Schichten sorgen dafür, dass der darüber liegende
Sandstein während der sommerlichen Regenzeit (von November bis in den April
hinein) Wasser speichern kann, welches das ganze Jahr hindurch relativ
gleichmäßig über Quellen wieder abgegeben wird. Davon lebt seit Millionen von
Jahren eine artenreiche Gemeinschaft von Tieren und Pflanzen, die in den weiter
entfernten Trockengebieten, in dieser Form nicht existieren könnte.
Wir biegen also von der
B1 nach rechts auf die C22 in Richtung Okakara ab, der früheren Hauptstadt von
Hereroland West. Nach etwa vierzig Kilometern fahren wir in nordöstlicher
Richtung auf die gut ausgebaute Sandpiste D2512 und erreichen nach kurzer Zeit
das „Bernabé-de-la-Bat-Camp“.
Waterberg
/ Omaheke – der Weg ist das Ziel >>>
Die alte deutsche “Polizei- und Poststation
Waterberg“, wurde in den Achtziger-Jahren von der damaligen
südwestafrikanischen Mandatsregierung restauriert und seither stufenweise zu
einem herrlich gelegenen Camp mit Restaurant, Bar und großem Schwimmbad
ausgebaut. Zum Übernachten, stehen ein großzügiger Campingplatz, sowie Chalets
in verschiedenen Größen und Ausstattungen zur Verfügung.
Den Waterberg kann man zu Fuß erklimmen, oder an
einer Tour mit den Wildhütern des Nationalparks teilnehmen. Ganz anders als in
den meisten Nationalparks, darf man hier nicht mit dem eigenen Fahrzeug hoch
fahren – egal ob 4x4, oder nicht. Also melden wir uns an der Rezeption für die
„Sundowner-Tour“ an.
Bereits in den Siebziger Jahren wurden von der Mandatsregierung kommerzielle
Farmen auf dem Plateau und in dessen Umgebung aufgekauft und erste Schritte zur
Errichtung eines Wildschutzgebietes unternommen.
<<< Die alte Waterberg-Polizeistation
<<< Das Waterberg-Plateau
Zunächst diente das Wildschutzgebiet vor allem
dazu, ein sicheres Refugium für die größte afrikanische Antilope, den Eland (dt.
auch Elenantilope) zu schaffen. In den Achtziger
Jahren wurden dann auch Rappenantilopen (Säbelantilopen)
aus Angola angesiedelt, die in ihrer Heimat durch die langen Kriege schon fast
ausgerottet waren.
Seit Ende der Achtziger Jahre wurden unter anderem die
beiden afrikanischen Nashornarten, Giraffen, sowie Büffel in ein Gebiet
zurückgebracht, das diese früher schon, seit Millionen von Jahren besiedelt
hatten. Dabei dürfte auch der Gedanke an die Rettung, des in seinem Bestand
schon länger gefährdeten Spitzmaulnashorns, eine nicht unwesentliche Rolle
gespielt haben.
Seither ist die Artenvielfalt am Waterberg stark
angewachsen. Neben den „üblichen Verdächtigen“ – wie Impala, Kudu,
Wildebees (Gnu), Giraffen etc. – findet man auch: Red Hartebeest (Rote
Kuhantilope), Tsessebe (Leierantilope), Roan-Antilopen (Pferdantilope),
Leoparden, Geparden, das selten zu beobachtende Erdferkel... etc.
Damara
Dik-Dik (Zwergantilope) im Waterberg Camp >>>
Ich kann an dieser Stelle nicht alles aufzählen. Mit 90
Säugetier-, über 200 Vogel- und etwa 650 verschiedenen Arten von Flechten und
Pflanzen, gehört der Waterberg zu den artenreichsten Biosphären des südlichen
Afrika. Außer Elefanten und Löwen sind fast alle Großsäuger vorhanden.
Elefanten und Löwen wird man am Waterberg, auf absehbare Zeit ohnehin
nicht ansiedeln. Denn für den Elefanten, mit seinem enormen
Zerstörungspotential ist das Biotop Waterberg zu empfindlich und definitiv auch zu kleinräumig. Ja, und Löwen? Dann
wäre es mit den Bergwanderungen auf das Plateau vorbei und schließlich will man
dieses Gebiet auch der einheimischen Bevölkerung als Erholungsgebiet erhalten.
Leoparden hingegen, sind für Wanderer keine große Gefahr. Erfahrungsgemäß gehen
diese dem Menschen großräumig aus dem Weg.
Ich war seit frühmorgens auf den Beinen und hatte
tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, mich einfach ins Bett zu legen.
Allerdings und selbst, nachdem ich nun wirklich schon des öfteren auf dem
Waterberg-Plateau gewesen war, sowohl mit den Wildhütern im Landrover als auch
selbst hoch geklettert: Ich hätte heute wirklich etwas versäumt, wäre ich nicht
mit gefahren.
Fast fünf Stunden sind wir unterwegs und das ist selbst für den
Waterberg-Trip, schon wirklich lange. Wilhelm, unser “Field Guide“ aus Okakarara ist
zäh, hat gute Augen, einen guten Riecher und hört fast alles, was sich im Busch
bewegt. Außer dem Leoparden und dem Aardvark (Erdferkel), haben wir (fast)
alles aufgestöbert. Und wie wir wissen: Erdferkel und Leopard, obwohl man sie
eigentlich fast überall antreffen könnte, lassen sich nur dann blicken, wenn
die das selbst so wollen.
<<< Auf dem Waterberg-Plateau - Pferdantilopen im Busch
<<< Geparden genießen die letzten Sonnenstrahlen
Dafür
aber, sind wir am späteren Nachmittag noch auf zwei Geparden gestoßen.
Vermutlich waren es zwei Brüder, die sich in der langsam untergehenden Sonne
nochmals aufgewärmt haben, bevor sie im dichten Busch Deckung suchen.
Geparden
sind tagaktiv und waren selbst hier oben auf dem Plateau schon heimisch, lange
bevor sich Farmen angesiedelt hatten. Mir geht das immer wieder durch den Kopf,
weil das Waterberg-Plateau, (für mich zumindest) gar nicht so aussieht,
wie ein typisches Geparden-Habitat.
<<< Kurz vor der Rückfahrt ins Camp
Zum Abschluss der Tour und immer wieder ein Erlebnis: Ein wunderschöner
Sonnenuntergang in allen Farben der afrikanischen Savanne, dazu ein kleines
Tischchen, Drinks und Snacks. Kamera dabei, Fernglas dabei – nur meine wärmende
Jacke, die liegt weit unten auf meinem Bett. Gin-Tonic mit Eis wärmt auch nicht
und so weit im Norden, dauert die afrikanische Dämmerung nur Minuten.
Also, auch im afrikanischen Frühsommer sollte man
beherzigen, dass es auf über 1.800 Metern Höhe kalt werden kann, wenn die Sonne
untergeht. Auf dem Weg nach unten habe ich jeden Meter Höhenunterschied an
meiner Blutzirkulation spüren können. Bis wir am Camp ankommen, ist es zwar
schon stockdunkel, aber doch viel wärmer als auf dem Plateau.
Vielleicht hatte es deshalb nach dem Abendessen etwas länger gedauert, bis wir uns endlich auf den Weg gemacht haben - vom Biergarten zu unseren Betten.
Morgen früh geht es weiter - in Richtung ETOSHA NATIONALPARK.
Zu sehen in TEIL 2 dieser Tour "Vom Waterberg in den Etosha
Nationalpark".
Wir beschreiben in diesem Blog nicht nur die Tour selbst
und was wir dabei erlebt haben. Wir wollen damit auch über Naturschutzaspekte,
die Entstehungsgeschichte der Nationalparks und über aktuelle Ereignisse im
Zusammenhang damit berichten. Auch die Geologie der jeweiligen Landschaften und
deren erdgeschichtliche Grundlagen spielen dabei eine wichtige Rolle.
Klar – wir können in diesem Rahmen nicht alles ausführlich behandeln. Deshalb
meine Bitte: Schreibt in die Kommentar-Spalte, eure persönlichen Fragen, welche
Themen euch besonders interessieren und worüber wir mehr schreiben sollten.
Diesen Themenkreisen haben wir auch zwei Blätter auf
unserer Internet-Seite gewidmet – nämlich:
- Naturschutz und Jagd....>>>
- ....sowie Naturschutz und Tourismus...>>>
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